Nutztiere in der DDR
Jul 11
Die Kleinbauern mussten mit dem Einzug in die LPG sämtliche Nutztiere mit einbringen. Das war nicht nur für den Bauern hart, sondern auch für Rinder, Bullen, Schweine, Schafe und Hühner. Diese Tiere wurden einst auf kleineren und mittleren Höfen gehalten. Die meisten hatten einen Namen und wurden mit diesem gerufen. Der Bauer betreute sie und sie bekamen die einen oder anderen Streicheleinheiten. Sie leben in freundlichen und hellen Ställen und waren nicht zusammengepfercht.
Anfang der Sechzigerjahre war für Nutztiere das schöne Leben auf dem gemütlichen Bauernhof vorbei. Nahezu der komplette Viehbestand von privaten Höfen wurde in die LPG eingebracht mit dem Ziel, Privateigentum im Arbeiter- und Bauernstaat zu unterbinden. Ebenso wie Felder und Wälder, die sich im Privatbesitz befanden.
Produktionssteigerung durch Mastanlagen
Die ehemaligen Hofbesitzer arbeiteten auf den bis dato eigenen Feldern und in den Großställen mit ihren eigenen Tieren, die jedoch der LPG gehörten. Sich gegen das System zu wehren war zwecklos. Viele versuchten es, hielten den permanenten und teilweise kriminellen Druck nicht aus und unterschrieben am Ende machtlos die Mitgliedserklärung zum Beitritt in die LPG. Riesige Nutztieranlagen steigerten zwar die Produktion, waren aber nicht auf das Wohlbefinden der Tiere ausgelegt.
Schweine-, Rinder- und Hähnchenmastanlagen wuchsen wie Pilze aus der Erde. Bezeichnend war etwa die Geflügelproduktion in diesen Jahren, in der Eier und Fleisch in Massen produziert werden konnte. Daraus entstand der sogenannte Goldbroiler, der in der DDR sehr gefragt war. In den Broiler-Restaurants standen die Menschen in Schlangen nach einem Broiler mit Pommes Frites an.
Vom gemütlichen Stall in die Mastanlage
Für Rinder, die von kleinen Höfen kamen und Lotte, Liese oder Lore hießen, waren die kalten Mastanlagen besonders spürbar. Vom Kleinbauern wurden sie mit Respekt und behutsam behandelt und in den Mastanlagen standen sie teilweise auf Betonböden mit Zwischenräumen, in denen der Flüssigmist abfließen konnte.
Viele Tiere haben die neuen Bedingungen schlecht vertragen. In der artgerechten Haltung beim Kleinbauern passierten sie abwechselnd zwischen Stall und Weide, fühlten sich wohl und gaben viel Milch. In der Mastanlage waren sie ein Tier unter vielen und kaum ein Mensch gab ihnen Anerkennung.
Auch das Säugen war nicht mehr vorgesehen. Das hatte zur Folge, dass speziell unter den Kälbern eine hohe Sterblichkeitsrate herrschte. Schätzungsweise hing dies mit der veränderten Haltung zusammen. Spätere Jahrgänge waren widerstandsfähiger. Zu diesen Zeiten war es ebenfalls üblich, den Schweinen die Schwänze und den Rindern die Hörner zu kürzen.