Die diversen Entwicklungsphasen
Aug 14
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der damaligen sowjetisch besetzten Zone alle Großgrundbesitzer enteignet. Diese verfügten über mehr Liegenschaften als die sonst üblichen Grundstücksflächen. Nach der Enteignung ging das Land vorwiegend an sogenannte Neubauern, meist ehemalige Landarbeiter und Flüchtlinge, über.
In den Fünfzigerjahren forcierte die DDR eine Kollektivierung der Landwirtschaft nach dem Vorbild der Sowjetunion. Selbstverständlich war nicht jeder Landwirt damit einverstanden und viele widersetzten sich. Der Schweizer Fernsehmoderator Dieter Moor, der mit seiner Frau im ehemaligen Osten in Hirschfelde im Kreis Barnim einen Bauernhof gründete, beschreibt in seinem Buch Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht über Erzählungen der Menschen die damalige Situation sehr schön.
Der Druck auf die Unwilligen war damals sehr stark. Sie hatten nicht nur die Regierung, sondern auch teilweise ihre Mitmenschen im Rücken, die drängten. Die letzten strichen unter dem massiven politischen Druck etwa 1960 die Segel, sodass der Rest der bäuerlichen Familienbetriebe die eigenständige Produktion aufgab. Denn Bauern, die sich nicht fügten, wurden bei Belieferungen benachteiligt. Und auch die schärferen Abgabepflichten ließen sich nicht erschwingen. Der Gesetzeserlass vom 03. Juni 1959 stellte die Kollektivierung auf eine gesetzliche Grundlage.
Ab diesem Zeitpunkt dominierten die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, kurz LPGs genannt. In etwa 20.000 LPGs wurde nach staatlichem Plan gearbeitet, natürlich nur zum Wohl der Allgemeinheit. Die überwiegende Mehrheit der Kleinbauern waren nun Agrarbauern.
Steigerung der Produktivität
Die Erfolgserwartung auf den gesellschaftlichen Fortschritt war immens. Die Steigerung der Produktivität war der Dreh- und Angelpunkt, auch in der DDR. Versorgte in den Fünfzigerjahren ein Bauer etwa sieben Personen mit Nahrungsmitteln, waren es in den Sechzigerjahren bereits an die siebzehn Personen. Durch das Zusammenlegen der Ländereien wurde eine maschinelle Bearbeitung möglich, was die Produktion bedeutend steigerte.
Die LPG, dein Freund und Helfer
Mit der Kollektivierung und der Steigerung der Produktivität wurde den Menschen auch das Leben auf dem Land schmackhafter gemacht. Es wurden Kindergärten finanziert und die LPGs eröffneten Betriebskantinen und förderten Freizeit- und Kultureinrichtungen. Daneben wurde die Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht.
Das Ende ist in Sicht
Die Preise für die Grundnahrungsmittel wurden durch Subventionen niedrig gehalten. In der Erntezeit wurde alles aufgeboten, denn Erntehelfer wurden von überall geordert. Die Armee, Industriebetrieben und Schulen wurden für die Erntezeit abgestellt.
In den Siebzigerjahren wurde die Pflanzenproduktion (Getreide, Rüben, Kartoffeln) von der Tierproduktion getrennt. Ziel war, die Produktivität in den Teilbereichen zu erhöhen. In den 70ern wurde die Industrialisierung weiter vorangetrieben. Es wurden Spezialbetriebe erschaffen wie etwa Agrarflieger, die aus der Luft düngen.
In den 80ern kam das Konstrukt an seine Grenzen. Durch die Subventionierungen ging Geld verloren, das beispielsweise nicht für Investitionen in neue Technik genutzt werden konnte. Die Genossenschaften arbeiteten auf Verschleiß. Fehlende oder beschädigte Teile für die Technik wurden nicht neu bestellt, sondern selbst gedreht, geschweißt oder in kreativer Kleinarbeit selbst hergestellt. Die Gesamtsituation spiegelte sich überall im Land wider. Mit dem Mauerfall und der Einführung der D-Mark waren die LPG-Produkte nicht mehr gefragt. Handelsbeziehungen brachen weg und Eigentumsverhältnisse waren unklar.